Guideline

Check-up

Erstellt von: Corinne Chmiel, Felix Huber, Uwe Beise Zuletzt revidiert: 05/2024 Letzte Änderung: 05/2024

Impfungen für Kinder und Jugendliche

Für PatientInnen

Mehr zu diesem Thema erfahren Sie in unseren Gesundheitsdossiers.

Aktualisierung 04/2024

  • Die Guideline wurde vollständig durchgesehen und auf Aktualität geprüft
  • Das Kapitel 4.3 (Prostatakarzinom-Screening) wurde überarbeitet. Neue Verfahren wie das Prostata-MRI und der Stockholm-3-Test haben bislang das Outcome nicht nachweislich verbessert.

 

Vorbemerkung

Eine systematische Review (1) hat gezeigt, dass die Akzeptanz und Nutzung von Vorsorgeuntersuchungen in der Bevölkerung durch das Angebot von Check-ups zugenommen hat. Viele gesunde, aber um ihre Gesundheit besorgte Personen befürworten Check-ups und nehmen sie in Anspruch. Allerdings sollen auch Check-up-Untersuchungen auf ihren Nutzen und Schaden geprüft und hinterfragt und die Patienten entsprechend beraten werden (57).

 

1. Check-up-Liste im Überblick (alphabetisch)

Untersuchung

Wer?

Ab wann?

Wie oft?

Aortenaneurysma

(Sonographie)

Männer mit Risikofaktoren

·       Raucher (Ex-Raucher)

·       Familiäre Häufung

·       Schwere Gefässkrankheit     (z. B. PAVK, KHK)

·       Ev. Frauen, die rauchen (unklare Evidenz)

65–75 J.

Einmalig

Blutdruckmessung

–> mediX GL Hypertonie

Alle Männer und Frauen

 

Ab 18 J.

Ab 40 J.

Alle 3–5 J.

Jährlich

Mit Risikofaktoren und hochnormalem BD

Ab Diagnose des RF bzw. des hochnormalen BD

Jährlich

Bei Schwangeren

Ab Schwangerschaft

Bei jeder Visite

Cholesterinmessung

(Gesamt-C, HDL, LDL, TG)

–> mediX GL Hyperlipidämie

 

Männer und Frauen
Ohne kv. RF1

 

Männer > 40 J.

Frauen > 50 J. oder postmenopausal

≥ 75 J. kein Screening mehr

 

Alle 5 Jahre (bei geringem Risiko gem. AGLA)

Alle 2–5 Jahre (bei intermediärem Risiko)

Patienten mit kv. RF1

Ab Diagnose des RF bzw. der kardiovaskulären Krankheit

Individuell

Darmkrebs

(okkultes Blut)

Nur den quantitativen immunologischen Stuhltest verwenden
(OC Sensor)

Bei Männern und Frauen,

wenn Bereitschaft zur Koloskopie bei positivem Befund vorhanden ist

Ab 50 J.

Alle 2 Jahre

 

 

Darmkrebs

(Koloskopie)

Männer und Frauen

Ab 50 J.

Wiederholung nach 10 Jahren bei unauffälligem Befund (bis 75 J.)

Risikopatienten

Mind. 1 direkter Verwandter mit kolorekt. Ca oder Adenom, wenn im Alter < 60 J. diagnostiziert

Ab 40 J. (bzw. 10 Jahre vor
dem Erkrankungsalter des
Verwandten)

Alle 5 Jahre

Hereditäre Kolorektalkarzinome in der Familie (FAP, Lynch-Syndrom)

Risikostratifiziert je nach molekulargenetischer Diagnostik

Individuell

Colitis ulcerosa, M. Crohn

Nach ca. 8–10 J. Krankheitsdauer

Alle 1–3 Jahre je nach Entzündungsgrad und Lokalisation

Diabetes-Screening

( HbA1c)

–> mediX GL Diabetes

Männer und Frauen ohne kv. RF

Ab 40 J.

Alle 3 Jahre

Asymptomatische Erwachsene, die adipös/übergewichtig sind

Ab 35 J.

Alle 3 Jahre

Mit kv. Risikofaktoren1

Ab Feststellung

Alle 1–3 Jahre je nach RF

Glaukom-Screening
(beim Augenarzt)

–> mediX GL Augenkrankheiten in der Allgemeinpraxis

Männer und Frauen ohne RF

Ab 45–50 J.

Alle 5 Jahre  (bis 70 J.)

Risikopatienten

Positive Familienanamnese

Okuläre Hypertension (> 21 mmHg)

Myopie (> – 2 dpt)

Hyperopie (> + 3 dpt)

Längerfristige Steroidtherapie

Internistische Erkrankungen: Obstruktive Schlafapnoe, anhaltende arterielle Hypotonie (< 90/60 mmHg)

Ab 30 J.

Individuell

 

 

 

Hautkrebs

Keine Empfehlung aufgrund unklarer Evidenz

Hepatitis B und C

–> mediX GL-Hepatitis

 

Hep B: Risikopersonen2, alle Personen mit Geburtsort Asien, Afrika, Balkan

Hep C: Risikopersonen2, sowie Männer und Frauen im Geburtenjahrgang 1950–1985, besonders Erstgeneration-Immigranten aus Italien und Spanien

 

Individuell nach Risikoverhalten

Impfungen

An Überprüfung des Impfstatus denken –> siehe BAG-Impfplan, Factsheet Impfungen, GL Migrationsmedizin

Lungenkarzinom

(Low dose-CT)

Risikopatient*innen (Raucher, Ex-Raucher)

Keine grundsätzliche Empfehlung (individuell nach Aufklärung über Nutzen und Risiken)

Nur im Rahmen von organisierten Programmen (z. Zt. noch nicht etabliert und nicht vergütet)

Ab 55 J.

Noch nicht festgelegt

Mammakarzinom

(Mammographie-Screening)

Bei Frauen ohne RF

Keine grundsätzliche Empfehlung (individuell nach Aufklärung über Nutzen und Risiken gemäss unserem Gesundheitsdossier)
–> Harding Faktenbox

Ab 50 J.

 

Alle 2 Jahre

 

Bei erhöhtem Risiko (fam. Häufung)

Ab 40 J. (individuell)

Alle 2 Jahre

Bei bekanntem Brustkrebsgen (BRCA1/BRCA2)

Ab 30 J.

Jährlich 

Osteoporose

(Densitometrie) 

> mediX GL Osteoporose

Kein allgemeines Screening empfohlen

Frauen: Nur bei spezifischer Risikokonstellation nach altersadaptiertem 10-Jahres-Frakturrisiko gemäss FRAX 

Ab 65 J.

Individuell

Prostatakarzinom

(PSA-Bestimmung)

 

Männer ohne Risikofaktoren

Keine grundsätzliche Empfehlung (individuell nach Aufklärung über Nutzen und Risiken)

–> Harding Faktenbox

Ab 50 J.

Individuell

 

Männer mit familiärer Belastung

1 direkter Verwandter < 65 J.
an relevantem Karzinom erkrankt, oder
mehrere erstgradig Verwandte an relevantem Karzinom erkrankt (unabh. v. Alter)

Ab 45 J. bzw. 10 J. vor dem Zeitpunkt der Diagnose beim Verwandten
Nicht mehr > 70 J.  

Individuell

Zervixkarzinom

(Pap-Abstrich und/oder HPV-Test)

Sexuell aktive Frauen

 

 

Pap-Abstrich: Ab 21 J.

Alle 3 Jahre (bis 70. Lebensjahr)

HPV-Test: Ab 30 J.
(alternativ zu Pap-Abstrich oder kombiniert)
Beachte: Kosten HPV-Test nicht von Grundversicherung übernommen)

Alle 5 Jahre

Verhaltensbedingte Risikofaktoren

Tabak

Alkohol

Drogenkonsum

Körperliche Aktivität

Ernährung

Sexualverhalten

Work-life-balance

Tuberkulose bei Migranten

Häusliche Gewalt

Alle

Alle

Alle

BMI > 25 kg/m2 und 1 kv. RF

BMI > 25 kg/m2 und 1 kv. RF

Risikopopulation –> GL STI

Alle

–> GL Migrationsmedizin

 

 

Ab 18 J.

 

Individuell beim Check-up

Adipositas

 

Ab 6 J.

Sonnenexposition

Säuglinge, Kinder, Jugendliche bzw. deren Eltern (Beratung UV-Exposition)

 

Bei der Patientenberatung können auch Visualisierungen bzw. Faktenboxen des Harding-Zentrums zu Nutzen und Risiken von Check-up-Untersuchungen hilfreich sein

1 Kardiovaskuläre Risikofaktoren

·    Hypertonie

·    Dyslipidämie

·    BMI > 27 kg/m2, ev. > 23 kg/m2 bei asiatischer Herkunft

·    HbA1c > 6,0 in der Anamnese

·    Pos. Familienanamnese

·    Status nach Gestationsdiabetes oder Geburtsgewicht eines Kindes > 4’100 g

·    Bekanntes polyzystisches Ovarsyndrom (PCOS)

2 Risikopatienten Hepatitis B/C

·    Aktueller Drogenkonsum

·    Promiskuität und MSM

·    Patienten Tattoos und Piercings, die nicht steril angebracht wurden

·    EmpfängerInnen von Blutprodukten vor 1992

·    Schwangere

·    HIV-positive Personen

·    (Ehemalige) Gefängnisinsassen

·    Patienten mit medizinischen Eingriffen in Ländern mit eingeschränkter Hygiene

·    Personen aus hochendemischen Ländern

Hinweis: Die evidenzbasierten Präventionsempfehlungen von EviPrev finden sich hier.

 

 

2. Allgemeines

2.1. Was ist Check-up?

  • Unter Check-up versteht man eine periodische Allgemeinuntersuchung bei Menschen, die sich gesund fühlen, weil sie keinerlei Beschwerden und Symptome haben. Damit ist der Check-up für subjektiv Gesunde eine Vorsorgeuntersuchung, bei der es vor allem um die Früherkennung bislang symptomloser Krankheiten geht
  • Screening-Tests können Bestandteil des Check-ups sein. Hierbei geht es darum, mittels spezifischer Tests bei Personen mit bestimmten Risikomerkmalen eine entsprechende Abklärung vorzunehmen (57)
  • Zum Check-up gehören die Anamnese, klinische Untersuchungen, Laboruntersuchungen und andere apparative Untersuchungen. Welche Abklärungen vorgenommen werden, hängt u. a. von der persönlichen Anamnese, der familiären Belastung und den individuellen Risikofaktoren ab. Das Grundprogramm ist je nach Bedarf zu ergänzen (siehe Check-up-Liste in Kap.1 und nachfolgende Kapitel).

Ohne Nutzen sind folgende Untersuchungen

  • Regelmässiges Rö-Thorax bei Rauchern
  • Urinuntersuchung
  • Bestimmung von Tumormarkern
  • Ruhe-EKG, Belastungs-EKG, Ergometrie (57)
  • Ultraschall Abdomen (ausser BAA)
  • Lungenfunktionsprüfung (ausser zur Stärkung der Nikotinstoppmotivation)
  • Carotis-Duplex-Sonographie (55)
  • Herz-CT „Calcium Score“ (63).

2.2. Sicht des Patienten

  • Asymptomatische Personen, die mit dem Wunsch eines Check-ups in die Sprechstunde kommen, suchen Bestätigung, dass sie gesund sind. Die Patienten haben oft eine besondere Motivation für den Check-up. Wer sich regelmässig einem Check-up unterzieht, glaubt durchaus, dass er etwas für seine Gesundheit tut (2), vor allem bei apparativen Untersuchungen (3)
  • Viele Patienten erwarten den Einsatz moderner Medizintechnik beim Check-up (4). Doch nur bei wenigen ist allein die Evaluierung der Gesundheit das Motiv für ihre Teilnahme (5). Die meisten Patienten verbinden damit andere Ziele und Erwartungen als der Arzt (6). Die eigentlichen Motive bleiben unausgesprochen, solange nicht danach gefragt wird („hidden agenda“) (7). Häufige Gründe für den Check-up sind Angststörungen, Vorsorgewünsche infolge schwerer Erkrankung naher Angehöriger, das Bedürfnis nach einem HIV-Test – oder eben konkrete Beschwerden, die jedoch erst bei Nachfrage artikuliert werden.

mediX empfiehlt

  • Im Rahmen der Anamnese sollte als erstes eine „hidden agenda“ ausgeschlossen bzw. eruiert werden.

2.3.Vorsorgeuntersuchungen und Lifestyle-Beratung

  • Aufwändige Lifestyle-Beratungen mit dem Ziel, eine gesunde Ernährung und körperliche Aktivität zu fördern, setzen eine Selektion nach kardiovaskulären Risikofaktoren voraus: Risikoträger können grundsätzlich von Lifestyle-Interventionen profitieren (–> USPSTF, Empfehlungsgrad B). Bei Patient*innen ohne kardiovaskuläre Risikofaktoren soll individuell entschieden werden, ob eine ausführliche Beratung sinnvoll ist (USPSTF, Empfehlungsgrad C).

 

 

3. Vorsorgeuntersuchungen zur Erkennung kardiovaskulärer Risikofaktoren/Erkrankungen

3.1. Blutdruckmessung

Hintergrund

  • Hypertonie zählt zu den wichtigsten kardiovaskulären Risikofaktoren. Eine effektive Therapie der Hypertonie bedeutet eine präventive Intervention, mit der kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität deutlich gesenkt werden können (–> mediX GL Hypertonie).

mediX empfiehlt

  • Die BD-Messung wird als Hypertonie-Screening bei allen Erwachsenen zwischen 18 und 40 J. im Abstand von 3 bis 5 Jahren empfohlen, bei vorhandenen Risikofaktoren (v. a. Adipositas) und generell ab 40 J. jährliche BD-Kontrollen (wenn dies nicht in Heimmessung geschieht)
    (–> USPSTF).

3.2. Ermittlung des BMI

Hintergrund

  • Die regelmässige Kontrolle von Grösse und Gewicht und die Berechnung des BMI wird von der USPSTF (U.S. Preventive Services Task Force) bei Adipositas (BMI > 30 kg/m2) vorgeschlagen – aber nur zusammen mit einer Beratung zur Gewichtsabnahme (8). Allerdings gelingt eine langfristige Gewichtsabnahme nur den wenigsten. Dass Morbidität und Mortalität von Adipositas dadurch gesenkt werden, ist nicht belegt. Adipositasberatung kann aber einen positiven Einfluss auf andere kardiovaskuläre Risikofaktoren wie Hyperlipidämie, Hypertonie und Blutzuckereinstellung bei Typ-2-Diabetes haben – und damit auf den Gesundheitszustand des adipösen Patienten.
    Hinweise: Der BMI ist nur ein sehr grobes Mass der Körperfettmasse mit einem Korrelationsquotienten zwischen 0,4 und 0,7. Der BMI allein ist bei Übergewichtigen (25–29,9 kg/m²) kein guter Indikator des gesundheitlichen Risikos und rechtfertigt allein keine Empfehlung zur Gewichtsreduktion. Stets sollten begleitende Risikofaktoren einbezogen und die Behandlungsindikation vom Gesamtrisiko abhängig gemacht werden (9).
    Beachte: Übergewichtige haben für einige Erkrankungen ein erhöhtes, für andere ein vermindertes oder unverändertes Risiko (10). Der Taillenumfang hat in der BMI-Kategorie 25–29,9 kg/m² einen höheren Aussagewert für das metabolische und kardiovaskuläre Risiko als der BMI (9).

mediX empfiehlt

  • Der BMI soll bei Adipösen gemessen werden, wenn eine Gewichtsreduktion beabsichtigt ist, und anschliessend in einem mit dem Patienten vereinbarten Vorgehen (z. B. 1 kg/Monat abnehmen bzw. sich mehr bewegen) kontrolliert werden.

3.3. Cholesterinmessung

Hintergrund

  • Chronisch erhöhtes Blutcholesterin ist ein Risikofaktor für KHK, Myokardinfarkt und Apoplexie. In Abhängigkeit vom individuellen Risiko kann die cholesterinsenkende Therapie mit Statinen die Zahl kardiovaskulärer Ereignisse senken.

mediX empfiehlt

  • Gesamt-C, HDL-C, LDL-C, Triglyzeride sollen bestimmt werden
    • Bei asymptomatischen Männern > 40 Jahre, Frauen > 50 Jahre oder postmenopausal
  • Risikoabklärung alle 5 Jahre bei niedrigem Risiko, alle 2–5 Jahre bei intermediärem Risiko
    • > 75 Jahre sollte kein Screening mehr durchgeführt werden
    • Bei Vorliegen anderer kv. Risikofaktoren oder familiär gehäuften/vorzeitigen kv. Erkrankungen ist eine Cholesterinbestimmung unabhängig vom Alter sinnvoll
      (–> Einzelheiten siehe mediX GL Hyperlipidämie, 2024). Aktuelle Empfehlungen zur Primärprävention mit Statinen –> USPSTF.

3.4. Blutzuckerbestimmung 

Hintergrund

  • 3–4 % der Schweizer Bevölkerung leiden an Typ-2-Diabetes. Die Krankheit durchläuft eine lange präklinische Phase und wird deshalb oft erst recht spät bemerkt
  • Eine gute Blutzuckereinstellung mit HbA1c-Werten um oder unter 7 % kann das Auftreten mikrovaskulärer Spätschäden verzögern oder gar verhindern
  • Der Nutzen eines BZ-Screenings wurde inzwischen bei Patienten mit Übergewicht/Adipositas sowie Patienten mit Risikofaktoren (s. u.) nachgewiesen (11, 42). Für normalgewichtige Personen ohne RF liegt bislang kein eindeutiger Nutzennachweis vor (42).

mediX empfiehlt

  • Diabetes-Screening bei allen Personen ab 40 J. alle drei Jahre
  • Bei Patienten mit einem erhöhten kv. Risiko alle 1–3 Jahre
  • Neu: Wir empfehlen in Entsprechung zur US Preventive Services Task Force ein Screening auf (Prä-)diabetes* bei allen übergewichtigen oder adipösen Erwachsenen im Alter zwischen 35 und 70 Jahre (alle 3 Jahre)

    * Prädiabetes HbA1c: 5,7–6,4

  • Neu: Für das Diabetes-Screening muss die Nüchtern-Blutglukose obligatorisch nur bei Patient*innen bestimmt werden, bei denen die HbA1c-Bestimmung nicht zuverlässig genug ist. Einzelheiten siehe mediX Guideline Diabetes mellitus.

3.5. Screening auf abdominelles Aortenaneurysma

Hintergrund

  • Die Prävalenz von Bauchaortenaneurysma (BAA) beträgt nach Ultrasachall-Screening-Studien etwa 4–9 % bei Männern und 1 % bei Frauen. Die Prävalenz eines rupturgefährdeten BAA > 5,0 cm wird bei Männern zwischen 50–79 Jahren auf 0,5 % geschätzt
  • Die Gesamtletalität bei rupturiertem BAA beträgt > 90 %, die Prognose ist also sehr schlecht. Dagegen liegt die perioperative Letalität bei elektiver endovaskulärer Therapie nur bei 1–2 %, beim offenen Aortenersatz zwischen 2–5 %. Da ein BAA mit einer Ultraschall-Untersuchung einfach, sicher und kostengünstig diagnostiziert werden kann (Sensitivität 95 %, Spezifität
    99 %), wird ein einmaliges Sonographie-Screening empfohlen (13). Die NNS zur Verhinderung eines krankheitsbezogenen Todesfalls wird mit 380 angegeben (14).

mediX empfiehlt

  • Bei Männern ab 65 Jahren, die Risikofaktoren aufweisen: Raucher oder Ex-Raucher, Patienten mit familiärer Anamnese (betrifft 10–20 % aller BAA), unkontrollierter Hypertonie, schwerer Gefässkrankheit (z. B. PAVK, KHK)
  • Bei Frauen, die niemals geraucht haben, soll kein BAA-Screening erfolgen
  • Bei Frauen, die rauchen oder geraucht haben, lässt sich derzeit keine eindeutige Empfehlung geben. Ihr Risiko ist wahrscheinlich nicht höher als das von Männern, die nie geraucht haben (13)
  • Siehe auch mediX Guideline Abdominales Aortenaneurysma.




4. Vorsorgeuntersuchungen zur Früherkennung von Malignomen

  • Im Allgemeinen geht es hierbei um Sekundärprävention. Solange es sich noch um Vorstufen des Krebses handelt, wie bei Kolonpolypen, epithelialer Dysplasie im Zervixabstrich oder dysplastischen Nävi, könnte man auch von Primärprävention sprechen
  • Vor der Entscheidung des Patienten zur Durchführung der Früherkennungsuntersuchung soll der Patient über die Aussagekraft von positiven und negativen Testergebnissen und gegebenenfalls notwendig werdenden Massnahmen (z. B. Biopsien) sowie die Behandlungsoptionen und deren Risiken aufgeklärt werden.

 

4.1. Zervixkarzinom: Pap-Abstrich, HPV-Test

Hintergrund

Risikofaktoren für ein Zervixkarzinom sind

  • Früher Beginn sexuellen Verkehrs, häufiger Partnerwechsel und ungeschützter Geschlechtsverkehr begünstigen die Übertragung des Humanen Papilloma Virus (HPV), das für die Mehrzahl der Zervixkarzinome verantwortlich ist
  • Mit HPV infizierte Raucherinnen haben ein höheres Risiko, das Zervixkarzinom tatsächlich zu bekommen als Nichtraucherinnen mit den gleichen aggressiven HPV-Typen 16 und 18, die für 70 % der Zervixkarzinome verantwortlich sind
  • Das HPV-Infektionsrisiko kann durch Kondombenutzung reduziert werden, ein vollständiger Schutz besteht aber nicht
  • Der zervikale Zellabstrich mit nachfolgender Papanicolaou-Färbung und zytologischer Untersuchung hat sich als Screening zur Früherkennung des Zervix-Plattenepithelkarzinoms bewährt. Durch Screening und therapeutische Intervention bei positivem Befund wird die Inzidenz dieses häufigsten Zervixkarzinomtyps um 20–60 % gesenkt
  • Berechnungen aus Deutschland ergaben folgendes: Durch das Screening werden pro Jahr und pro 100’000 Frauen etwa 3 Todesfälle und 25 Erkrankungsfälle an Zervixkarzinom verhindert. Dem stehen etwa 39’000 Pap-Tests, 1’200 abklärungsbedürftige Befunde und 330 Konisationen zur Behandlung von zervikalen Dysplasien gegenüber (15)
  • Screening mittels HPV-Test weist im Vergleich zur zytologischen Untersuchung (Pap-Abstrich) eine höhere Sensitivität auf, ist allerdings weniger spezifisch. Die SGGG empfiehlt den HPV-Test als Alternative zum Pap-Abstrich ab dem 30. Lebensjahr alle 3 Jahre vorbehaltlich einer (noch ausstehenden) Kostenübernahme der Krankenkassen (52). Die Schweizerische Gesellschaft für Zytologie (SGZ) weist dagegen auf „erhebliche Mehrkosten, vermehrte unnötige Abklärungen und potenzielle Übertherapie“ bei entsprechender Anwendung des HPV-Tests hin. Kosteneffizienz ist laut SGZ nur bei HPV-Testintervallen von mindestens 5 Jahren gegeben (53).
  • Neu wird im Alter ab 30 J. auch die Co-Testung Pap-Abstrich plus HPV-Test empfohlen
    (–> Eviprev), deren Umsetzung allerdings wegen (noch) fehlender Kostenübernahme des HPV-Tests noch nicht breit etabliert ist.

mediX empfiehlt

  • Der zervikale Pap-Test wird jeder Frau ab dem 21. Lebensjahr und dann alle drei Jahre bis zum 70. Lebensjahr als Routine-Screening empfohlen. Das gilt auch für HPV-geimpfte Frauen. Alternativ kann ab dem 30. Lebensjahr eine HPV-Serologie vorgenommen werden
  • Aktuell werden die Kosten des HPV-Tests im primären Screening noch nicht von der Grundversicherung übernommen. Bis zur Kostenübernahme empfehlen wir deshalb weiterhin das Screening mittels Pap-Abstrich.

 

4.2. Mammakarzinom: Brustpalpation, Mammographie

Hintergrund

  • Viele Risikofaktoren für das Mammakarzinom sind unvermeidbar, wie familiäre Brustkrebshäufung, Linkshändigkeit oder frühere Strahlenexposition. Anders verhält es sich mit Risiken, die mit der Lebensweise zusammenhängen. Das Risiko steigt bei chronisch hohem Zigarettenkonsum. Täglicher Alkoholkonsum über viele Jahre ist ebenfalls ein Risikofaktor, übergewichtige Frauen erkranken 2,5 mal so häufig wie normalgewichtige.

Brustpalpation (Selbstabtasten)

  • Die meisten Brusttumoren werden von den Frauen selbst durch Tasten entdeckt. Nur einer von 12 erweist sich als bösartig, aber der ist bereits zu gross für eine günstige Prognose. Die manuelle Selbstuntersuchung der Brust durch systematisches Abtasten nach entsprechender Schulung wird zwar empfohlen, die Mortalität lässt sich damit allerdings nicht senken (16). Das gilt auch für die Brustpalpation durch den Arzt. Allerdings zeigen Studien, dass Mammakarzinome bei korrekt durchgeführter Palpation teilweise in einem früheren Stadium entdeckt werden („down staging“) (60)
  • Trotz fraglicher Evidenz profitiert wohl ein Teil der Frauen von der regelmässigen palpatorischen Selbstuntersuchung der Brust: Ihr Körperbewusstsein wird gefördert, und sie übernehmen aktive Verantwortung für ihre Gesundheit. Bei anderen Frauen wiederum mag die Empfehlung zur regelmässigen Selbstpalpation erst Ängste und übertriebene Selbstsorge wachrufen.

Mammographie-Screening

  • Das Mammographie-Screening ist weiterhin umstritten, stellt aber derzeit noch die beste Möglichkeit dar, ein Mamma-Ca in der präinvasiven Form oder im frühen invasiven Stadium in einer breiten Bevölkerung zu entdecken, in dem die 5-Jahres-Überlebensrate bei adäquater Therapie über 90 % liegt (17). Der aktuelle Wissensstand lässt sich wie folgt zusammenfassen:
  • Ob regelmässiges Mammographie-Screenings die Brustkrebssterblichkeit senken können ist umstritten, je nach Studie zumeist nur minimal (16, 17, 18, 61, 62): Von 1’000 Frauen, die zwischen dem 50. und 69. Lebensjahr alle 2 Jahre (über einen Zeitraum von mindestens 10 Jahren) zur Mammographie gehen, kann 1 Frau vor dem Tod durch Brustkrebs bewahrt werden. Die absolute Risikoreduktion beträgt 0,05 %. Werden nur optimal randomisierte Studien herangezogen, lässt sich kein Überlebensvorteil für teilnehmende Frauen feststellen
  • Dem geringen Nutzen des Mammographie-Screenings stehen einige Nachteile gegenüber, vor allem die grosse Zahl falsch-positiver Befunde, die durch hohe Qualitätsstandards nur teilweise verringert werden kann. Folgen sind ungerechtfertigte Biopsien, unnötige psychische Belastungen, zuweilen auch überflüssige Behandlungen (17, 18)
  • Frauen mit erhöhtem Risiko (zwei Fälle von Mamma-Ca in der direkten Verwandtschaft, bekanntes Brustkrebsgen) wird Mammographie-Screening ab 40 J. alle 2 Jahre empfohlen, bei bekannter BRCA1/BRCA2-Mutation bereits (spätestens) ab dem 30. Lebensjahr.

mediX empfiehlt

  • Eine allgemeine Empfehlung zum Mammographie-Screening kann für genetisch nicht vorbelastete Frauen angesichts des geringen Nutzens und der potenziellen Nachteile nicht gegeben werden
  • Frauen sollen über Nutzen und Nachteile gründlich aufgeklärt werden (das mediX Gesundheitsdossier Früherkennung von Brustkrebs und die Harding Faktenbox können die Aufklärung unterstützen)
  • Frauen mit familiär erhöhtem Brustkrebsrisiko wird regelmässiges Mammographie-Screening empfohlen.



4.3. Prostatakarzinom: PSA-Bestimmung, rektale Palpation

Hintergrund

  • Hauptrisikofaktor für Prostatakrebs ist das Alter. Das Erkrankungsrisiko steigt auch mit der Anzahl direkter Verwandter (Vater, Brüder), die von der Krankheit betroffen sind (19).

PSA-Screening

  • Der Nachweis, dass populationsweites PSA-Screening das krankheitsspezifische Überleben verlängern kann, ist bislang nicht erbracht worden (20, 21, 25, 46, 69)
  • In der ERSPC-Studie wurde eine Senkung der Prostatakarzinommortalität um
    20 % durch PSA-Screening ermittelt (22). Das individuelle Risiko, an Prostatakarzinom zu versterben, wird demnach von 3 % (ohne PSA-Screening) auf 2,4 % gesenkt (mediane Beobachtungszeit: 9 J.); in einer Teilkohorte der ERSPC-Studie wurde nach 14 J. Follow-up ein signifikanter Nutzen des Screenings beim tumorspezifischen Überleben, nicht jedoch beim Gesamtüberleben ermittelt (24)
  • Die Ergebnisse der PLCO-Studie zeigten keine Mortalitätssenkung durch das PSA-Screening. Die Beobachtungszeit war hier aber kürzer, zudem wurde auch in der Kontrollgruppe bei vielen Männern PSA bestimmt (23). Eine 20-Jahres-Langzeitstudie mit einer Kohorte aus einer Region in Schweden zeigte keinen Überlebensvorteil durch regelmässiges PSA-Screening (25)
  • Update 04/2024: Aktuell sind die 15-Jahres-Mortalitätsraten der CAP-Studie mit mehr als 400‘000 Männern publiziert worden. Die Teilnahme am PSA-Screening veränderte die Gesamtsterblichkeit nicht (69), die Prostata-Ca-Sterblichkeit um 0,69 %
  • Dem geringen Nutzen des PSA-Screening bei Männern ohne erhöhtes Risiko stehen weiterhin gravierende Nachteile gegenüber: Eine hohe Anzahl von Überdiagnosen (30–50 %), Folgekomplikationen von Biopsien und unnötige Verängstigung von Patienten
  • Erweiterte Screeningmethoden unter Einschluss von MRI und Kalikrein-Panels gehören nicht zu den Standardverfahren (73, 74). Es ist bislang nicht bewiesen, dass sie einen Beitrag zur Reduktion der Sterblichkeit leisten können (71, 72). Das gilt auch für den Einsatz genetischer Tests (Stockholm-3 Risiko-Score) (Einzelheiten siehe NICE).

Digitale rektale Untersuchung (DRU)

  • Es gibt keine Evidenz, dass die digitale rektale Untersuchung (DRU) Leben verlängern kann. Die Palpation allein entdeckt nur einen geringen Prozentsatz der Karzinome, die meist in einem fortgeschrittenen Stadium sind (47). DRU kann jedoch auch zur Erfassung von Hämorrhoiden und eines Rektumkarzinoms hilfreich sein.

mediX empfiehlt

  • Der PSA-Test ist als Screeningtest für Männer ohne genetisch erhöhtes Erkrankungsrisiko nicht zu empfehlen und sollte deshalb auch nicht aktiv angeboten werden.
    Hinweis: Patienten mit obstruktiven Miktions-Symptomen haben kein erhöhtes Prostatakrebsrisiko (76), sind also keine bevorzugten Kandidaten für ein PSA-Screening. Wenn bei einer Prostataobstruktion eine Intervention geplant ist, sollte jedoch vorgängig das PSA bestimmt werden, da bei Prostatakarzinom die Operationsmethode entsprechend adaptiert werden kann.
  • Der PSA-Test kann durchgeführt werden, wenn der Patient von sich aus den Wunsch äussert – nach Aufklärung über Nutzen und Risiken – und sofern er bereit ist, weitere Abklärungen (Ultraschall, multiparametrisches MRI und Biopsie) und allenfalls eine Therapie in Kauf zu nehmen ( –> die Harding Faktenbox und die Broschüre Früherkennung von Prostatakrebs – Information für Männer können die Aufklärung unterstützen)
  • Die empfohlenen Screeningintervalle variieren. In der aktuellen Literatur besteht eine Tendenz hin zu längeren Intervallen (75).
    Die Intervalle können in Abhängigkeit vom gemessenen PSA-Wert festgelegt werden
    Bei PSA ≤ 1 ng/ml –> Wiederholungstest nach 8 Jahren falls überhaupt gewünscht
    Bei PSA-Wert 1–2 ng/ml –> Wiederholungstest nach 2 Jahren
    Bei PSA-Wert 2–4 ng/ml –> Wiederholungstest jährlich
  • Die DRU ist zur Früherkennung ungeeignet.



4.4. Melanom: Hautinspektion

Hintergrund

  • In der Schweiz europaweit höchste Inzidenz: ♂ 26,8/100'000/Jahr, ︎♀ 25,4/100’000/Jahr
  • Obwohl die Haut leicht zugänglich ist und verdächtige Veränderungen im Prinzip leicht erkennbar sind, lässt sich bis heute keine evidenzbasierte Empfehlung zu Nutzen und Risiken des Hautkrebsscreenings mittels Ganzkörperuntersuchung geben (27)
  • Patienten mit auffälligen oder sich verändernden Hautbefunden sollten sich vom Arzt untersuchen lassen. Dies betrifft insbesondere Leberflecken mit folgenden Merkmalen (26)
    • ABCD-Regel
      • A: Asymmetrie (Abweichungen von der runden oder ovalen Form)
      • B: Begrenzung (unregelmässige oder unscharfe Begrenzung)
      • C: Color (unterschiedlich starke Färbung)
      • D: Durchmesser über 6 mm  
      • E: Erhabenheiten auf flachem Grund (kurzfristig entstanden).

mediX empfiehlt

  • Keine allgemeine Empfehlung zur Vorsorgeuntersuchung. Sich verändernde Hautbefunde sollten dem Arzt/der Ärztin gezeigt werden. Regelmässige Kontrollen sind auch Personen zu empfehlen, die viele Nävi haben.

4.5. Kolonkarzinom: Suche nach okkultem Blut im Stuhl, Koloskopie

Hintergrund

  • Darmkrebs ist häufig: 4’500 Neuerkrankungen jährlich (Schweiz), Lebenszeitprävalenz: 3,7 % (Frauen) – 6 % (Männer); das Darmkrebsrisiko steigt ab 50 deutlich an
  • Kolorektale Karzinome (KRK) haben eine lange Vorlaufzeit. 90 % entwickeln sich aus Adenomen, meistens in Form von Polypen. Die durchschnittlich 10 Jahre dauernde latente Karzinogenese bietet gute Chancen auf eine Früherkennung vor der Metastasierung und damit auf Heilung
  • Das Kolonkarzinom-Screening wird von nationalen und internationalen Fachgesellschaften empfohlen.

 Zwei Screening-Methoden stehen zur Verfügung: Test auf okkultes Blut und Koloskopie.

Immunologischer Stuhltest

  • Kolorektale Karzinome verursachen okkulte Blutungen, die im Stuhltest entdeckt werden können. Diese lassen sich mittels quantitativer immunologischer Stuhltests/FIT (Fecal Immunochemical Tests) nachweisen
  • Am besten validiert ist der OC Sensor, der als einziger in der Schweiz angeboten wird (Kosten bei Analytica: CHF 8.40 – plus Auftragspauschale CHF 21.60; Kons. plus BE plus Untersuchung: Ca. CHF 125.– total)
  • Die Spezifität des FIT liegt bei > 90 % (28), Die Single-test-Sensitivität des FIT zur Entdeckung eines Kolorektalkarzinoms (KRK) beträgt 70–80 % und 20–40 % für fortgeschrittene Adenome; die eingeschränkte Sensitivität erhöht sich jedoch deutlich nach mehreren Testrunden (51, 64)
  • Die Bereitschaft der Bevölkerung ist deutlich höher, an einem FIT-Testprogramm teilzunehmen als am Koloskopie-Screening (51, 65, 66)
  • Eine vergleichende Screening-Studie (FIT vs. Sigmoidoskopie vs. Koloskopie) zeigte, dass mit FIT nach 4 Testrunden so viele Karzinome entdeckt werden konnten wie mit Koloskopie-Screening und sogar mehr fortgeschrittene Adenome (in der intention-to-screen-Analyse) (51)
  • Die Ergebnisse aktuell laufender weiterer Studien zum Direktvergleich von FIT vs. Koloskopie-Screening liegen noch nicht vor (CONFIRM, COLONPREV, SCREESCO)

⇒ Fazit: Der OC Sensor wird heute als gleichwertige Alternative zur Koloskopie empfohlen (56) (–> siehe auch ASCO, USPSTF, ESGE) – unter 2 Voraussetzungen

  • Es ist die Bereitschaft vorhanden, den Test alle 2 Jahre zu wiederholen
  • Bei einem positiven Stuhltest ist stets eine koloskopische Abklärung erforderlich!

Koloskopie (29–34)

  • Mit der Koloskopie lassen sich nicht nur Karzinome entdecken, sondern auch vorhandene Polypen erkennen und abtragen. Vorteil: Diagnostische und therapeutische Intervention. Viele dieser Polypen sind benigne, aber fortgeschrittene Adenome haben ein Entartungsrisiko von 3–11 %
  • Der Nutzen der Koloskopie als KRK-Früherkennungsmassnahme gilt als gesichert – basierend auf umfangreichen Kohortenstudien (Koloskopie) und randomisierten und kontrollierten Studien (Sigmoidoskopie)
  • Die Sensitivität des Koloskopie-Screenings beträgt für die Entdeckung eines Kolonkarzinoms und auch für fortgeschrittene Ademone ca. 95 % (35), ist jedoch stark Untersucher-abhängig (Rückzugsgeschwindigkeit während der Endoskopie ist entscheidend für die Entdeckungsrate)
  • Nutzen des Koloskopie-Screenings: Je nach Studie bzw. Studiendesign lässt sich die tumorspezifische Mortalität um bis zu 60–80 % senken, nach Analysen der U.S. Preventive Services Task Force um 26 % (35); Die KRK-Inzidenzraten werden um 22–58 % reduziert
    (33–35). Die einzige randomsierte und kontrollierte Koloskopie-Screeningstudie (NordICC) ergab nur einen moderaten Nutzen in der Intention-to screen-Analyse: Reduktion der KRK-Inzidenz um 18 %, Reduktion der KRK-Mortalität 10 % (nicht signifikant). Bei Auswertung der tatsächlich Gescreenten (per protocol-Analyse) bestätigte sich der erwartete Nutzen: Reduktion KRK-Inzidenz 31 %, Reduktion KRK-Mortalität 50 % (67, 68). Zur Diskussion der Studie siehe auch AGA und ASGE
  • Ernsthafte Komplikationen sind selten: Bei 10‘ 000 Koloskopien ist mit 3 Darmperforationen and 15 grossen Blutungen zu rechnen (35).

mediX empfiehlt

  • Der Immunologische Stuhltest und die Koloskopie sind bei korrekter Durchführung und Einhalten der empfohlenen Intervalle gleichwertig hinsichtlich Reduktion der mit Darmkrebs assoziierten Morbidität und Mortalität
  • Männern und Frauen ab dem 50. Lebensjahr sollten beide Screening-Varianten unter Darlegung der Vor- und Nachteile angeboten werden
  • Bei unauffälligem Immunologischen Stuhltest (FIT) muss die Untersuchung alle 2 Jahre wiederholt werden (Recall), um einen hinreichenden Nutzen sicherzustellen
  • Bei unauffälliger Koloskopie soll die Untersuchung nach 10 Jahren wiederholt werden (bis 75 J.)
  • Für Personen mit familiärer Belastung oder gastrointestinaler Vorgeschichte gelten andere Empfehlungen als für die Normalbevölkerung (siehe nachstehende Tabelle 1).

Tabelle 1: Screening-Intervalle für kolorektales Karzinom bei moderatem und erhöhtem Risiko

Bei moderatem KRK-Risiko

Vorsorge bei asymptomatischer Bevölkerung
(75 % der Bevölkerung)

FIT-Stuhltest (z. B. OC Sensor) alle 2 Jahre

oder

Koloskopie alle 10 Jahre

Bei erhöhtem KRK-Risiko

Karzinom/Adenom bei mind. 1 direkten Verwandten vor dem 60 J.

Koloskopie ab 40 J. oder 10 Jahre vor Erkrankungsalter des Verwandten – alle 5 Jahre

Hereditäre KRK in der Familie (FAP, Lynch Syndrom)

Prädiktive molekulargenetische Tests, risikostratifiziertes endoskopisches Screening, Einzelheiten s. S3-LL KRK (dort Kap. 5.2.)

Seit 8–10 J. bestehende Colitis ulcerosa/M.Crohn

Koloskopie individuell 1–3-jährlich 

⇒ Patienten, bei denen Adenome/Polypen entfernt wurden, müssen nachkontrolliert werden. Die Intervalle für die Überwachungskoloskopien nach koloskopischer Polypektomie und Therapie eines KRK wurden 2022 revidiert. Wichtige Eckwerte sind

  • Low Risk Polypen –> Überwachungskoloskopie nach 10 Jahren
  • High Risk Polypen –> Überwachungskoloskopie nach 3 Jahren

Einzelheiten bitte den Konsensus-Empfehlungen der Schweizerische Gesellschaft für Gastroenterologie entnehmen!

4.6. Lungenkarzinom: Low dose CT (LDCT)

Hintergrund

  • Einer von 20 Todesfällen ist in der Schweiz auf Lungenkrebs zurückzuführen (führende Krebs-Todesursache)
  • Die Symptome sind im Frühstadium meist unspezifisch, oft wird Lungenkrebs erst in fortgeschrittenem Stadium erkannt, bei sehr geringen Heilungschancen 
  • Randomisierte kontrollierte Studien zeigen, dass die Lungenkrebs-Mortalität durch jährliches Low-dose-CT-Screening bei Hochrisikopatienten gesenkt werden kann (57, 58, 59)
  • Das U.S. Preventive Services Task Force empfiehlt seit 2021 ein jährliches Screening bei folgenden Hochrisikopatienten
    • Raucher(innen) zwischen 50 und 80 Jahre mit Raucheranamnese (20 Jahre x 20 Zigaretten/Tag), die aktuell rauchen oder in den letzten 15 Jahren mit dem Rauchen aufgehört haben.
  • Das Swiss Cancer Screening Committee empfiehlt Risikopatient*innen das LDCT-Screening im Rahmen eines organisierten Screening-Programms. Das Programm definiert die Radiologischen Protokolle und standardisierte Auswertungen, welche sich von normalen Lungen-CTs unterscheiden. Diese Zentren nehmen auch an vor-definierten Qualitäts-Kontrollen und Kohorten-Studien teil, im Gegensatz zu nicht teilnehmenden Radiologie-Instituten
  • Als Risikopatienten gelten aktuelle oder ehemalige Raucher*innen ab 55 Jahre. Einzelheiten zur Organisation und Implementierung des Programms in der Schweiz stehen noch aus. Es liegt eine Machbarkeitsstudie vor (–> Swiss Medical Weekly, 2022)
  • Verschiedene kritische Aspekte sind zu bedenken
    • Die Number needed to Screen (NNS) beträgt 133 über 10 Jahre, um einen Lungenkrebs-Todesfall zu verhindern (59)
    • Die Number needed to harm ist schwierig zu berechnen –> Bei 180 von 10‘000 Gescreenten falsch-positive Resultate mit weiteren (invasiven) Abklärungen (z. B. Biopsien), psychische Belastung, mögliche onkologische Strahlenschäden durch das Screening selbst
    • Die einschlägigen Studien wurden mehrheitlich an universitären Zentren im Studiensetting durchgeführt (Übertragbarkeit auf Alltagsverhältnisse?).
    • Eine retrospektive Analyse aus den USA zeigt, dass falsch positive Befunde häufig sind. Invasive Diagnostik (z. B. Bronchoskopien), ausgelöst durch einen verdächtigen Befund, führte bei ca. 30 % zu Komplikationen (74).

mediX empfiehlt

  • Ein Low-dose-CT-Screening wird Risikopatient*innen ausschliesslich im Rahmen eines organisierten Programms an Zentren empfohlen, das zur Zeit für die Schweiz erarbeitet wird
  • Das LD-CT-Screening ist aktuell eine Selbstzahlerleistung.

 

5. Osteoporose: Wann Osteodensitometrie?

Hintergrund

  • Beim Osteodensitometrie-Screening geht es nicht einfach um die Früherkennung der Osteoporose mit nachfolgender Behandlung zur Minimierung von Frakturrisiken, sondern um die Entscheidung, ab welchem individuellen Frakturrisiko therapeutisch interveniert werden soll, um osteoporotische Erst- oder Folgefrakturen zu verhindern (–> mediX GL Osteoporose)
  • Vor Einleitung einer Bisphosphonat-Behandlung sollte immer eine Osteodensitometrie durchgeführt werden. Andererseits ist die Knochendichtemessung nur sinnvoll, wenn die Patienten auch bereit sind, die therapeutischen Konsequenzen in Kauf zu nehmen
  • Eine Therapieindikation ist in der Regel auch gegeben, wenn bereits eine Fraktur spontan oder bei geringfügigem Trauma aufgetreten ist.

mediX empfiehlt

  • Kein generelles Screening auf Osteoporose
  • Bei Frauen: Nur bei spezifischer Risikokonstellation nach altersadaptiertem 10-Jahres-Frakturrisiko gemäss FRAX.

Indikation zur Densitometrie ohne Frakturereignis

  • Frauen ab dem 65. Lebensjahr, wenn das altersangepasste 10-Jahresfrakturrisiko in der FRAX-Berechnung (FRAX Risikorechner – auch ohne Densitometrie möglich) über der angegebenen %-Schwelle liegt (SVGO Empfehlungen 2020) oder bestimmte Risikofaktoren vorhanden sind, die therapeutische Konsequenzen hätten
  • Risikofaktoren für eine Osteoporose sind
    • Frühe Menopause, pos. FA, Immobilität, Rauchen, Untergewicht
    • Im Zusammenhang mit bestimmten Erkrankungen: Chronisch entzündliche Darmkrankheiten, chronische Leber- und Nierenerkrankungen, Rheumatoide Arthritis, Anorexia nervosa, Zöliakie, Hypogonadismus, Hyperparathyreoidismus, Vitamin-D-Mangel.

Indikation Densitometrie bei Frakturereignis bei Frauen > 65 J.

  • Ermüdungsfrakturen, die nicht durch exzessive Aktivität erklärt werden können
  • Rezidivierende Ermüdungsfrakturen
  • Familiäre Osteoporose
  • Steroide (> 5 mg Prednison > 3 Monate)
  • Essstörung.

Hinweis: Ob bei Männern (über 70 J.) eine Densitometrie plus Behandlung sinnvoll ist, muss im Einzelfall beurteilt werden.

 

6. Glaukom-Screening: Sinnvoll oder nicht?

Hintergrund

  • Unter dem Begriff Glaukom werden Augenerkrankungen zusammengefasst, die durch spezifische Schädigungen des Sehnervkopfs, der Nervenfasern des N. opticus und der Ganglienzellen der Netzhaut gekennzeichnet sind
  • Ein Glaukom wird unabhängig vom Augendruck anhand der Papillen- bzw. Nervenfaserveränderungen und allfälliger Gesichtsfeldausfälle definiert. Ein erhöhter Augeninnendruck (intraokulärer Druck = IOD) ist nur einer von mehreren Risikofaktoren. Er kann auch ohne morphologische oder funktionelle Anzeichen für ein Glaukom vorhanden sein (okuläre Hypertension, OHT). Bei 25–50 % der Patienten mit glaukomatöser Atrophie des N. opticus besteht kein erhöhter IOD (Normaldruckglaukom)
  • Das Glaukom tritt mit steigendem Alter häufiger auf. Die Prävalenz im Alter von 50–64 J. beträgt 1 %, zwischen 65–79 J. 2,9 %, bei über 80-Jährigen 5,3 %. Mit Abstand am häufigsten ist das primär chronische Offenwinkelglaukom. Das Glaukom wird vom Patienten erst spät bemerkt, die eingetretenen Schäden sind bereits irreversibel. Das wirft die Frage nach einem Screening auf. Es ist eindeutig belegt, dass z. B. die topische Augeninnendruck (IOP)-Senkung das Glaukomrisiko bei Patienten mit erhöhtem IOP senkt (NNT: Ca. 12 zur Verhinderung eines Offenwinkelglaukoms in 5 Jahren) (37)
  • Mangels Interventionsstudien mit klinischen Endpunkten bleibt aber offen, ob und in welchem Umfang das Sehvermögen und die Lebensqualität durch Glaukom-Screening und Frühtherapie verbessert werden und wie hoch mögliche Behandlungsschäden zu veranschlagen sind. Die U.S. Preventive Services Task Force gibt daher bislang keine Empfehlung pro oder contra Screening ab (zurzeit findet ein update statt). Auch der deutsche Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hält den Nutzen für nicht erwiesen (38)
  • Deutsche Glaukomspezialisten kommen in einer Review zu dem Fazit, dass ein sensitives, spezifisches Glaukomscreening grundsätzlich möglich sei, wenn u. a. Risikopatienten anhand von Alter und Familienanamnese identifiziert werden (39, 40). Andererseits konstatieren sie, dass derzeit keine eindeutige Empfehlung für ein einzelnes Verfahren oder für kombinierte Screeninguntersuchungen gegeben werden können
  • Internationale ophthalmologische Fachgesellschaften befürworten seit langem ein augenärztliches Screening (u. a. mit Funduskopie, Sehfunktionspüfung, Applanations-Tonometrie). Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) empfiehlt es ab dem 40. J. alle 3 Jahre, ab dem 65. J. alle 1–2 Jahre, bei vorliegenden Risikofaktoren auch engmaschiger. Die Evidenz aus Studien wird allerdings weiterhin als gering eingestuft (39). Ein erhöhtes Risiko besteht laut DOG v. a. bei positiver Familienanamnese, aber auch bei niedrigem Blutdruck, hochgradiger Hypertonie, starker Myopie, sowie bei längerfristiger Steroidtherapie
  • Die SOG/SSO hat keine Glaukom-Leitlinien publiziert, gibt aber auf einer an Patienten gerichteten Website folgende Empfehlung ab: Augenärztliche Kontrollen für alle Personen ab 40 J. alle 3 Jahre, ab 50 J. alle 2 Jahre, ab 60 J. jährlich (41).

mediX empfiehlt

  • Ein Glaukomscreening-Programm für asymptomatische Patienten ist nicht evidenzbasiert
    (s. o.). Ein moderates und gezieltes Glaukomscreening erscheint uns jedoch im Sinne der individuellen Gesundheit sinnvoll. Wir empfehlen folgende Screeningintervalle
    • Bei asymptomatischen Patienten ohne Risikofaktoren im Alter zwischen 45 und 50 J., anschliessend alle 5 Jahre bis zum 70. Lebensjahr
    • Bei asymptomatischen Patienten mit bekannten Risikofaktoren** (RF): Ab 30. Lebensjahr, oder ab Bekanntwerden eines RF, danach gemäss augenärztlicher Risikobeurteilung.

** Faktoren mit mittlerem und hohem Risiko für Glaukom

·     Positive Familienanamnese (direkter Verwandter 1. oder 2. Grades mit glaukombedingter Optikusneuropathie, d. h. nachgewiesener Schädigung des Sehnerven. Nur drucksenkende Augentropfen oder unklare irreversible Erblindung eines Familienmitgliedes (direkter Verwandter 1. oder 2. Grades) zählen nicht dazu

·     Myopie (> –2 Dioptrien) –> Pigmentdispersionssyndrom und zusätzliches Risiko für Amotio retinae und myope Makuladegeneration

·     Hyperopie (> +3 Dioptrien) –> Engwinkelglaukom 

·     Okuläre Hypertension (Augeninnendruck > 21 mmHg, z. B. auch beim Optiker gemessen)

·     Langfristige Kortikosteroidtherapie

·     Risikofaktoren im Rahmen des Normaldruckglaukoms: Arterielle Hypotonie (< 90/60 mmHg), anamnestisch exzessiver oder professioneller Ausdauersport, mittlere oder schwergradige obstruktive Schlafapnoe



7. Screening auf Hepatitis B und C

Hepatitis B

Ausgangslage

  • Im Jahr 2021 wurden insgesamt 1‘032 Hepatitis-B-Fälle neu gemeldet, das bedeutet einen Rückgang um 8 % gegenüber dem Jahr 2020
  • In der Schweiz sind ca. 0,5 % der Bevölkerung mit dem Hepatitis-B-Virus infiziert. Die Zahl der Meldungen von Menschen mit akuter Hepatitis B zeigt eine fallende Tendenz, gemeldet werden etwa 40 neue Fälle pro Jahr
  • Hepatitis B ist hoch ansteckend, in 96 % der gemeldeten Fälle ist der Übertragungsweg jedoch unbekannt
  • Neue HBV-Infektionen sind wesentlich auf Ansteckungen in Ländern mit hoher Prävalenz zurückzuführen
  • Siehe auch BAG.

Screening-Empfehlung

  • Alle Personen mit Geburtsort Asien/Afrika/Balkan einmal eine Hepatitis-B-Serologie mit Anti-HBc IgG/IgM, HBsAG und Anti-HBs. Wenn negativ –> impfen, wenn positiv –> Therapiebedarf und Nachsorgekonzept klären
  • Alle Schwangeren sollen zumindest auf HBsAG gescreent werden. Der HBsAG-Nachweis beweist eine Hepatitis-B-Infektion und bedarf in der Schwangerschaft individualisierte Beurteilung und bei der Geburt immer Prophylaxe für das Neugeborene
  • Siehe auch mediX Guideline Hepatitis


Hepatitis C

Ausgangslage

  • In der Schweiz leben etwa 40‘000 Personen mit einer chronischen Hepatitis-C-Infektion. Ein Drittel weiss nichts von der eigenen Erkrankung
  • Die Behandlung weist hohe Erfolgsraten (ca. 95 %) auf und sollte möglichst frühzeitig erfolgen.

Screening-Empfehlung (54)

  • Bei folgenden Risikogruppen sollte ein Screening auf Hepatitis C mittels Antikörper-Suchtest erfolgen (einmalig oder je nach Risikoverhalten wiederholt)
    • Aktueller Drogenkonsum
    • Patienten mit Tattoos und Piercings, die nicht steril angebracht wurden
    • Empfänger(innen) von Blutprodukten vor 1992
    • Schwangere
    • HIV-positive Personen
    • (Ehemalige) Gefängnisinsassen
    • Patienten mit medizinischen Eingriffen in Ländern mit eingeschränkter Hygiene
    • Personen aus hochendemischen Ländern.

Ausserdem

  • Bei Personen der Geburtenjahrgänge 1950–1985. Besonderes Augenmerk sollten auch die über 60-jährigen Erstgenerations-Immigranten aus Italien, Spanien und Ägypten erhalten, da diese besonders häufig von Hepatitis C betroffen sind.

Vorgehen

  • Antikörper-Suchtest auf Hep C
    • Bei positivem Befund muss eine Bestätigung erfolgen (PCR-Test auf HCV-RNA)
    • Bei negativem PCR-Testergebnis handelt es sich wahrscheinlich um eine frühere, ausgeheilte oder behandelte Infektion. Bei Vorliegen eines positiven PCR-Tests liegt eine aktive Hepatitis-C-Infektion vor.
  • Über weiteres Vorgehen, die Indikation zur Therapie und die Zusammenarbeit mit dem Spezialisten siehe HepCare
  • Siehe auch mediX Guideline Hepatitis.

 

Aktuell: Empfehlungen für Schutzsuchende aus der Ukraine

  • Basierend auf diesen Vorgaben sowie den Empfehlungen des „European Centre for Disease Prevention and Control“ (ECDC) soll allen Schutzsuchenden aus der Ukraine frei von Diskriminierung folgende Testung angeboten werden (sofern nicht bereits ein aktuelles Testresultat vorliegt)
    • Kombinierter HIV-Test
    • Hepatitis-C-Antikörpertest (fällt dieser positiv aus, sollte zusätzlich eine HCV-RNA bestimmt werden)
    • Hepatitis-B-Serologie mit Anti-HBc-Antikörper, HBs-Antigen und HBs-Antikörper. Sind die ersten beiden Tests negativ und der Wert für die HBs-Antikörper liegt bei >10 IU/l, kann davon ausgegangen werden, dass die Person durch eine Impfung gegen Hepatitis B geschützt ist.
  • Siehe auch Empfehlungen SGING, SASL UND HEPATITIS SCHWEIZ; mediX Guideline Migrationsmedizin.

 

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Danksagung
Wir danken Dr. med. Hartmut Knönagel, Facharzt Urologie FMH, für seine wertvollen Hinweise zum Prostatakarzinom-Screening und die Durchsicht des einschlägigen Guideline-Kapitels.

 

9. Impressum

Diese Guideline wurde im Mai 2024 aktualisiert.
© Verein mediX schweiz

 

Herausgeberin
Prof. Dr. med. Corinne Chmiel

Redaktion
Prof. Dr. med. Corinne Chmiel
Dr. med. Felix Huber
Dr. med. Uwe Beise
Dr. med. Maria Huber
Pract. med. Rahel Krämer

Autoren
Prof. Dr. med. Corinne Chmiel
Dr. med. Felix Huber
Dr. med. Uwe Beise

Diese Guideline wurde ohne externe Einflussnahme unter Mitarbeit aller regionalen mediX Netze und assoziierter Netze erstellt. Es bestehen keine finanziellen oder inhaltlichen Abhängigkeiten gegenüber der Industrie oder anderen Einrichtungen oder Interessengruppen. Sofern nicht anders ausgewiesen, gilt dies ausdrücklich auch für die Guideline-Autor*innen.

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