mediX Ticino lanciert Kampagne für Generika und Biosimilars
Publiziert am 16. Dezember 2022 von Werner Mäder
mediX ticino hat eine Kampagne lanciert für einen vermehrten Einsatz von Generika und Biosimilars im medizinischen Alltag. Die Kampagne soll den Ersatz von Originalpräparaten durch therapeutisch gleichwertige, aber bis zu 70% günstigere Medikamente fördern.
Das Projekt will die Mitarbeitenden in Arztpraxen und Aptheken für die Verschreibung und Abgabe von Generika oder Biosimilars sensibilisieren sowie bei Patientinnen und Patienten die Akzeptanz und Verwendung dieser Präparate steigern. So sollen echte Einsparungen für die Patientinnen und Patientenen, aber auch für die Gemeinschaft als Ganzes ermöglicht werden.
Flyer für die Patientinnen und Patienten
mediX ticino hat zu diesem Zweck Informationsmaterial für die Ärztinnen und Ärzte des mediX-Netzes zusammengestellt, darunter auch einen Flyer mit Informationen für die PatientInnen und Patienten. Darin heisst es: «Stellen Sie jetzt um auf Generika bedeutet Qualität und Einsparungen für alle! Generische Arzneimittel enthalten die gleichen Wirkstoffe wie die Originalpräparate und haben daher die gleiche Wirkung. Sie sind wissenschaftlich anerkannt und getestet, aber bis zu 50 % billiger. Ausserdem zahlen Sie bei Generika 10 % aus der eigenen Tasche, bei den Original-Arzneimittel aber 20 Prozent. Warum also mehr ausgeben? Fragen Sie Ihren Hausarzt oder Ihren Apotheker, welches Generikum Sie anstelle Ihres Originalmedikaments verwenden sollten, und berechnen Sie die Einsparungen!»
Den Flyer in italienischer Sprache können Sie hier als PDF herunterladen.
Das sagt mediX-ticono-Präsident Dr. med. Christian Garzoni
In einem Interview mit dem online-Magazin tio erläutert der mediX-ticino-Präsident Dr. med. Christian Garzoni die Kampagne.
tio: Viele Patienten sind immer noch unsicher bei der Verwendung von Generika. Ist die Wirksamkeit wirklich die gleiche wie bei den Originalen?
Garzoni: Auf jeden Fall ja. Das Generikum ist ein Arzneimittel, das genau die gleichen Wirkstoffe enthält wie das Original. Höchstens die Bestandteile, die dem Arzneimittel seine Form und sein Volumen geben, die Hilfsstoffe, verändern sich. Das sind aber unwichtige Details in der grossen Mehrheit der Fälle.
tio: Warum verschreiben Ärzte dann keine Generika mehr?
Garzoni: Es ist eine Frage der Kultur und der Gewohnheit. Das Tessin in der Schweiz ist das Schlusslicht bei der Verschreibung von Generika. Die Schweiz selbst liegt im internationalen Vergleich jedoch an letzter Stelle. In Ländern wie Deutschland oder England haben Generika Priorität.
tio: Wird Ihre Aufklärungskampagne die grossen Pharmakonzerne wütend machen?
Garzoni: Einige werden vielleicht wütend werden. Geduld. Im Allgemeinen meldet das pharmazeutische Unternehmen das Patent an und bemüht sich um das Original, bis das Patent ausläuft. Wir sprechen hier über einen sehr langen Zeitraum. Nach Ablauf der Gültigkeitsdauer kann das Generikum übernommen werden. Um den Markt nicht zu verlieren, stellen einige Pharmaunternehmen das Generikum bereits im eigenen Haus her, um es auf den Markt zu bringen, sobald das Patent für das Original ausläuft.
tio: Die Pharmaunternehmen behaupten, dass die Entwicklung neuer Medikamente viel Zeit und Geld kostet.
Garzoni: Das ist wahr. Das heiddt aber nicht, dass sie die Kosten nicht amortisieren können. Auf jeden Fall sind wir seit Jahren mit einem ständigen Anstieg der Krankenversicherungsprämien konfrontiert. Die Gesundheitskosten werden für die Bürger untragbar, und wir alle müssen etwas tun.
tio: Das Original kostet bis zu 59 Prozent mehr als das Generikum.
Garzoni: Ausserdem muss der Patient, wenn er ein Original kauft, 20 Prozent an die Krankenkasse zurückzahlen. Nimmt er stattdessen das Generikum, sind es nur 10 %. Das gibt schon zu denken. Ich glaube, dass die meisten Patienten nicht richtig informiert sind. Es ist sinnvoll, dass sich ein kollektives Bewusstsein entwickelt: Die Gesundheitskosten gehen alle an und sind nicht mehr tragbar.
tio: Welche Rolle werden die Apotheker spielen?
Garzoni: In anderen Ländern sind die Apotheker gesetzlich verpflichtet, Originalpräparate durch Generika zu ersetzen. In der Schweiz hat der Apotheker die freie Wahl. Unser Ziel ist es, die Substitution von Originalpräparaten durch Generika in den Apotheken zu fördern. Das Generikum ist kein Arzneimittel zweiter Klasse.
tio: Wie reagieren die Ärztinnen und Ärzte darauf?
Garzoni: Nun. Rund 115 Tessiner Hausärztinnen und Hausärzte sind Teil des Modells "mediX ticino" und unterstützen das Projekt "Let's use generics" mit ihren Patientinnen und Patienten täglich mit Begeisterung. Diese Ärzte haben ein einfaches Hilfsmittel erhalten: ein laminiertes Blatt mit den wichtigsten Originalmedikamenten, den entsprechenden Generika und deren Preisen. Die Idee ist, dass der Arzt oder die Ärztin wann immer möglich das Generikum verschreibt oder es ersetzt, indem er oder sie die Patientinnen und Patienten informiert und beruhigt. Wir verteilen auch Flugblätter in Arztpraxen, um die Patienten auf das Thema aufmerksam zu machen.
Die Kampagne mit grossem Medienecho
Diese Kampagne hat im Tessin zu einem bemerkenswerten Medienecho geführt.
Die rsi radiotelevisione svizzera hat in zwei Beiträgen über die Kampagne bereichtet, in denen auch mediX-ticino-Präsident Christian Garzoni jeweils ausführlich zu Wort kommt: einmal in einem längeren Filmbeitrag über die Kampagne unter dem Titel "Einsparungen bei Tabletten" (Risparmi in pillole). Den Beitrag hat rsi wie folgt zusammengefasst: "Die Gesundheitsausgaben steigen, und ein grosser Teil davon entfällt auf Arzneimittel. Doch man könnte Geld sparen, ohne auf die Qualität der Versorgung zu verzichten: Es würde genügen, Generika gegenüber ihren Originalpräparaten zu bevorzugen, wenn sie verfügbar sind. Gleiche Betreuung, aber billiger. Die heute geltende Wahlfreiheit bedeutet jedoch, dass die Schweiz bei der Verwendung von Generika und Biosimilars unter dem Durchschnitt der OECD-Länder bleibt. Dies gilt umso mehr, als mit dem Verkauf des teureren Präparats mehr Geld verdient werden kann. In der Zwischenzeit diskutieren die Politiker über mögliche Interventionen." Und ein zweites Mal im Filmbeiterag «"Liebe" Gesundheitsfürsorge – Die Gesundheitskosten steigen, aber es gibt Möglichkeiten für schmerzlose Einsparungen» (“Cara” sanità
Crescono i costi della salute, ma le possibilità di risparmiare in modo indolore esistono) insbesondere ab Minute 13:45).
Der Corriere del Ticino beispielsweise so darüber berichtet: «Es gibt eine Möglichkeit, bei den Gesundheitskosten zu sparen, ohne die Qualität der Pflege und der Patientenversorgung auch nur ein Jota zu verändern. Welche ist das? Generische Arzneimittel. Aus diesem Grund hat das Hausärztenetz mediX ticino mit Unterstützung des Ordine dei Farmacisti del Cantone Ticino eine Sensibilisierungskampagne lanciert, die sich an Ärzte, Apotheken, aber vor allem an die Patientinnen und Patienten richtet. Relevant? Sehr gross: Allein im Tessin wird das Einsparungspotenzial auf bis zu 50 Millionen Franken pro Jahr geschätzt.»
Und das online-Magazin tio schreibt: «Es hat keinen Sinn, über eine weitere Erhöhung der Krankenversicherungsprämien zu jammern. Es gibt viele kleine Dinge, die wir tun können, zum Beispiel im Tessin bis zu fast 50 Millionen Franken pro Jahr einsparen. Gleich von Anfang an. Das Rezept stammt von Christian Garzoni, Infektiologe und Präsident des Netzwerks "mediX ticino". Ziel ist es, Ärzte, Apotheker und Patienten für die Verwendung von Generika zu sensibilisieren. Keine Originale mehr, wenn es eine Alternative gibt, d. h. wenn das Originalpatent abgelaufen ist und ein Generikum verfügbar ist.»
Interview und Medientexte wurden von der Redaktion des mediX-Gesundheitsmagazins übersetzt. Alle Medientexte in italienischer Sprache können hier eingesehen werden.